Materialpflege: Dein Guide für langlebige Kleidung
- Livia Schygulla

- vor 4 Tagen
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Stunden
Stoffe & Pflege – So bleibt deine Kleidung länger schön
Die richtige Materialpflege verlängert die Lebensdauer deiner Kleidung und sorgt dafür, dass sie auch nach vielen Wäschen ihre Form, Weichheit und Farbe behält. Jedes Material hat besondere Eigenschaften, die bei der Reinigung und beim Trocknen berücksichtigt werden sollten.
Hier erfährst du, wie du Baumwolle, Leinen, Wolle, Seide, Viskose, Modal und Lyocell sowie synthetische Fasern wie Polyester, Polyamid und Elasthan optimal behandelst. Außerdem gebe ich dir meine besten Alltagstipps zur Materialpflege an die Hand.
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Pflanzliche Faserarten und ihre Eigenschaften
Baumwolle
Baumwolle ist temperatur- und feuchtigkeitsregulierend, atmungsaktiv und saugfähig. Sie ist hautfreundlich und pflegeleicht, neigt jedoch zum Knittern und sollte meist gebügelt werden. Baumwolle kann je nach Stoff bei Temperaturen von bis zu 95°C gewaschen werden. Hierbei kommt es unter anderem auch auf die verwendeten Farben an, sodass immer auf die Pflegehinweise im Kleidungsstück geachtet werden sollte. Um Knitterfalten und mögliche Farbcrashen in der Wäsche zu verringern, sollte die Waschmaschine nicht zu stark befüllt werden.
Beim Waschen von Baumwolle können sich, auch bei der korrekten Waschtemperatur, die Fasern zusammenziehen. Das ist kein Einlaufen, sondern ein normales Verhalten der Fasern, das sich durch Bügeln mit Dampf wieder ausgleichen lässt.
Leinen
Leinen ist ein besonders kühlendes und luftdurchlässiges Material und somit in leichter Qualität der perfekte Sommerstoff. Stoff aus Leinen knittert leinentypisch und hat meist eine charakteristisch unregelmäßige, leicht körnige Webstruktur.
Leinen kann je nach Stoffstärke sehr strapazierfähig und schmutzabweisend sein. Dünne Sommerqualitäten sind jedoch häufig nicht sehr langlebig gegenüber Scheuern. Die meisten Leinenqualitäten sollten daher im Schonwaschgang in der Waschmaschine und idealerweise im Wäschesäckchen aus Baumwolle gewaschen werden.
Tierische Faserarten und ihre Eigenschaften
Wolle
Die Textilbezeichnung “Wolle” bezieht sich immer auf tierische Fasern vom Schaf. Der Begriff “Schurwolle” bezeichnet dabei die qualitativ hochwertigere, frisch geschorene Wolle, wohingegen die Bezeichnung “Wolle” auch ein Recyclingprodukt sein kann. Andere Tierhaare, die als Beimischung oder Pur verwendet werden, sind bspw. Ziegenhaare als Kaschmir und Mohair oder Kamelhaar.
Wolle ist von Natur aus elastisch, knitterarm, wärmeregulierend und kann bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Außerdem haben Wollstoffe häufig einen natürlichen Abperl-Effekt gegenüber Wasser und Schmutz.
Auch Gerüche haften kaum an Wollstoffen an.
Nicht alle Wollstoffe eignen sich für die Waschmaschine. Hierbei sollten in jedem Fall die Pflegehinweise im Kleidungsstück berücksichtigt werden. Je nach Stoff kann auch eine chemische Reinigung oder Handwäsche nötig sein. Bei waschbarer Wolle können sich die Wollfasern bei der Wäsche mit niedrigen Temperaturen leicht zusammenziehen, was durch Dämpfen oder Bügeln wieder ausgeglichen werden kann.
Generell gilt bei Kleidungsstücken aus Wolle:
Flecken mit einer weichen Textilbürste ausbürsten und lüften statt waschen. Viele Gerüche verschwinden schon beim Aufhängen im Bad während einer warmen Dusche. Bei Bedarf und wenn laut Hersteller möglich, kann Wolle im Wollwaschgang oder per Handwäsche bei maximal 30 °C gereinigt werden, danach liegend trocknen.
Pilling ist bei Wolle kein Merkmal schlechter Qualität und lässt sich vorsichtig mit einem Wollkamm entfernen. Ich verwende gerne einen Fusselentferner aus Samt, da dieser besonders schonend zum Material ist und kleine Knötchen ganz einfach entfernt.
Seide
Seide besteht aus den Spinnfäden des Kokons der Seidenraupen und gehört zu den “unendlich” langen und teuersten Textilfasern. Sie ist luxuriös, meist glänzend, sehr leicht und sehr hautfreundlich. Stoffe aus Seide nehmen kaum Gerüche an und wirken kühlend im Sommer sowie wärmend im Winter.
Allerdings sind delikate Stücke aus Seide auch die anspruchsvollsten im Kleiderschrank. Sie sind empfindlich gegenüber Flecken von Wasser, Parfum oder Cremes sowie gegenüber direkter Sonneneinstrahlung und hohen Temperaturen. Sie sollten nur vorsichtig mit mildem Waschmittel von Hand gewaschen oder meist besser chemisch gereinigt werden. Wringen ist tabu und die Seide sollte liegend trocknen. Flecken sollten außerdem möglichst schnell entfernt werden, damit Kleidungsstücke aus Seide mit ihren tollen Trageeigenschaften lange Freude bereiten.
Regenerierte Faserarten und ihre Eigenschaften
Viskose/Lyocell/Tencel/Modal
Diese Fasern sind chemisch hergestellte Naturfasern. Sie bestehen aus Zellulose, die chemisch aufbereitet wurde. Dadurch haben sie einen natürlichen Ursprung, werden aber technologisch verarbeitet. Die Stoffe sind weich, hautfreundlich, luftdurchlässig und feuchtigkeitsregulierend. Sie knittern wenig, behalten ihre Form gut und bieten ein angenehm glattes Tragegefühl.
Viskose überzeugt durch ihren weichen Griff und den fließenden, eleganten Fall.
Modal ist besonders formstabil, strapazierfähig und bleibt auch nach vielen Wäschen weich.
Lyocell, auch bekannt als Tencel, ist glatt, kühlend und ideal für empfindliche Haut.
Zudem gilt Lyocell als umweltfreundlich, da es in einem ressourcenschonenden Kreislaufverfahren hergestellt wird.
All diese Materialien sind pflegeleicht und können im Schonwaschgang gewaschen werden. Niedrige Schleuderzahlen und milde Waschmittel schonen die Fasern und erhalten die Qualität des Stoffes.
Synthetische Faserarten und ihre Eigenschaften
Polyester/Polyamid
Diese Fasern werden mit technologischen Verfahren aus Erdöl und Erdgas hergestellt. Sie sind besonders pflegeleicht, formbeständig und bilden kaum Knitterfalten. Sie können jedoch keine Feuchtigkeit aufnehmen, lassen die Träger:innen schnell schwitzen und neigen zur Geruchsbildung. Während Polyester im Sportbereich allgegenwärtig ist, wird Polyamid häufig für wollähnliche Nachbildungen verwendet.
Wie alle synthetische Stoffe, können Polyester und Polyamid Mikroplastik beim Waschen freisetzen und sind nicht biologisch abbaubar. Meine Empfehlung ist den speziellen Waschbeutel für synthetische Materialien von GUPPYFRIEND zu verwenden, der den Austritt von Mikroplastik ins Grundwasser verhindert.
Elasthan
Auch Elasthan ist eine hauptsächlich aus Erdöl gewonnene Kunstfaser. Sie hat jedoch technologisch wertvolle Eigenschaften und kann Mischgeweben bereits in geringen Mengen zur Elastizität verhelfen.
Die Faser ist empfindlich gegenüber heißen Temperaturen und sollte daher unbedingt gemäß den Pflegehinweisen gewaschen werden. Idealerweise werden Kleidungsstücke mit Elasthan-Anteil in einem speziellen Wäschesack gewaschen, um den Austritt von Mikroplastik ins Grundwasser zu vermeiden.
Praktische Alltagstipps

Lüften statt Waschen
Besonders bei Wolle und Seide: Kleidung über Nacht an der frischen Luft oder während der Dusche im Bad aufhängen, sodass die Feuchtigkeit und Wärme im Raum zarte Knitter ganz von alleine glätten und leichte Gerüche neutralisiert.
Doch Vorsicht: Vor dem Einlagern über die Sommermonate sollten Kleidungsstücke aus Wolle und Seide unbedingt professionell gereinigt werden, da Kleidermotten von Schweißgerüchen und Hautschuppen angezogen werden und sich somit gerne in getragener Kleidung aus tierischen Fasern einnisten.
Geheimtipp Wodka
Nach dem Tragen von Blazern, Kleidern oder anderen Kleidungsstücken, die möglichst selten gewaschen oder gereinigt werden sollten, verwende ich gerne Wodka zur Desinfektion und zur Neutralisierung von Gerüchen. Dafür fülle ich Wodka in eine Sprühflasche und sprühe damit das Textil direkt nach dem Tragen, besonders im Achselbereich, ein. Der Alkohol verfliegt und nimmt schlechte Gerüche mit. Bevor das Kleidungsstück wieder ganz getrocknet ist, solltest du das Kleidungsstück luftig aufbewahren und erst nach dem Trocknen in den Schrank hängen.
Handwäsche Schritt für Schritt
Kaltes bis handwarmes Wasser, mildes Waschmittel im Wasser auflösen, Textil im Wasser einlegen und sanft kneten, mit kaltem klaren Wasser auswaschen, nicht wringen, ggfls. Textil in ein Handtuch einwickeln und vorsichtig ausdrücken, liegend oder hängend trocknen (je nach Textil).
Ich verwende für die Handwäsche aller Textilien nur HAKA Neutralseife.
Waschmittelwahl
Feinwaschmittel für empfindliche Stoffe, Woll- oder Seidenwaschmittel für entsprechende Fasern und Mischgewebe. Auf Weichspüler verzichten, da er die Faserstruktur verändert. Vollwaschmittel enthält Bleiche und sollte nur bei entsprechender Textilkennzeichnung angewendet werden. Das ist häufig nur bei Weiß- und Kochwäsche der Fall.
Bügeln
Natürliche Fasern ziehen sich auch bei korrekt eingestellter Temperatur beim Waschen zusammen – dies ist kein Einlaufen. Durch Bügeln oder Dämpfen entspannen sich die Fasern und das Kleidungsstück nimmt die ursprünglichen Maße wieder an.
Materialpflege lohnt sich für deine Kleidung

Mit den richtigen Pflegetipps bleiben deine Kleidungsstücke länger schön, fühlen sich angenehm auf der Haut an und behalten ihre Form.
Die Berücksichtigung der Materialeigenschaften macht den Unterschied zwischen kurzer Lebensdauer und langlebiger, nachhaltiger Kleidung und spart gleichzeitig Ressourcen, weil weniger oft neu gekauft oder ersetzt werden muss.

